Bei der Überlassung eines Fahrrades ist ab 1.1.2020 nur noch ein Viertel des Listenpreises des Fahrrades als Bemessungsgrundlage für die Privatnutzung anzusetzen. Für die Zeit vom 1.1.2019 bis zum 31.12.2019 gelten weiterhin ein Halb des Listenpreises des Fahrrades als Bemessungsgrundlage.
Genauer gesagt muss es ab 1.1.2020 heißen: Als monatlicher Durchschnittswert der privaten Nutzung (Privatfahrten, Fahrten zwischen Wohnung und erster Tätigkeitsstätte, Familienheimfahrten bei doppelter Haushaltsführung) werden 1 % eines auf volle 100 Euro abgerundeten Viertels der unverbindlichen Preisempfehlung des Herstellers, Importeurs oder Großhändlers im Zeitpunkt der Inbetriebnahme des Fahrrads einschließlich der Umsatzsteuer festgesetzt (koordinierter Ländererlass vom 9.1.2020, S 2334). Eine rückwirkende Anwendung der "Viertel-Regelung" auf das Jahr 2019 ist nicht vorgesehen.
Für die Steuerbegünstigung mittels "Viertel-Regelung" kommt es nicht auf den Zeitpunkt an, zu dem der Arbeitgeber dieses Fahrrad angeschafft, hergestellt oder geleast hat. Wurde das betriebliche Fahrrad aber vor 2019 vom Arbeitgeber bereits einem Arbeitnehmer zur privaten Nutzung überlassen, bleibt es bei einem Wechsel des Nutzungsberechtigten in 2019 oder später bei den allgemeinen Regelungen. Sprich: Der private Nutzungswert ist mit 1 % der unverbindlichen Preisempfehlung anzusetzen - die neuen Begünstigungen greifen nicht.
STEUERRAT: Zwar wird der Nutzungswert vom Arbeitgeber monatlich zu Ihren Lasten versteuert. Dafür können Sie aber am Jahresende in Ihrer Steuererklärung die Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte als Werbungskosten geltend machen. Für diese Fahrten können Sie - genau wie bei Pkw-Nutzung - die Entfernungspauschale von 30 Cent pro Entfernungskilometer absetzen. Falls Sie das Fahrrad auch für dienstliche Fahrten nutzen (z.B. für Botengänge oder auf dem Werksgelände), sind dafür keine Werbungskosten absetzbar.
HINWEIS: Für Elektro-Fahrräder, die verkehrsrechtlich als Kraftfahrzeug ("S-Pedelecs") einzuordnen sind, gilt die Begrenzung auf die halbe bzw. die geviertelte Bemessungsgrundlage ohnehin per Gesetz. Bei der Neuregelung hat der Gesetzgeber aber geschlafen, denn sie führte dazu, dass Fahrräder und Pedelecs, die per Gehaltsumwandlung überlassen wurden, schlechter gestellt waren als "echte" E-Bikes. Daher hat die Finanzverwaltung reagiert. Unterm Strich ist die Neuregelung aber äußerst kompliziert geworden. Einzelheiten, auch zu den jeweiligen Anwendungszeitpunkten, finden Sie in dem Beitrag Überlassung von Fahrrädern und Elektrofahrrädern: Geldwerter Vorteil für die Privatnutzung
STEUERRAT: Ab dem 1.1.2020 gilt bei unentgeltlicher oder verbilligter Übereignung von betrieblichen Fahrrädern oder Elektrofahrrädern an Arbeitnehmer eine neue Steuervergünstigung: Sofern die Übereignung "zusätzlich zum ohnehin geschuldeten Arbeitslohn" erfolgt, kann der geldwerte Vorteil vom Arbeitgeber pauschal mit 25 Prozent versteuert werden. Hinzu kommen Soli und ggf. Kirchensteuer (§ 40 Abs. 2 Nr. 7 EStG, eingefügt durch das "Gesetz zur weiteren steuerlichen Förderung der Elektromobilität und zur Änderung weiterer steuerlicher Vorschriften" vom 12.12.2019). Der Vorteil ist sozialversicherungsfrei (§ 1 Abs. 1 Nr. 3 SvEV). Wer also allen Fragen rund um die Besteuerung der Privatnutzung entgegen möchte, sollte verdienten Mitarbeitern gleich ein Fahrrad schenken.
Weitere Informationen:
Überlassung von Fahrrädern und Elektrofahrrädern: Geldwerter Vorteil für die Privatnutzung
Beachten Sie auch unsere weiteren Steuertipps in der Rubrik Steuertipp der Woche